Taichi ist die Kunst, sich im Einklang mit der Natur zu bewegen. Die Bewegungen werden aus der Körpermitte heraus entwickelt und sanft, leicht und fließend ausgeführt. Dabei ist der Körper zugleich nach unten geerdet und entspannt nach oben aufgerichtet.
Die Wurzeln des Taichi liegen in der jahrtausendealten chinesischen Tradition des Daoismus. Dort beschreibt das Taichi-Prinzip das polare Wechselspiel von Yin und Yang, aus dem sich die Dynamik des Lebens fortlaufend entwickelt. Wer Taichi übt, bewegt sich in diesem natürlichen Rhythmus von Yin und Yang.
Die Bewegungskunst des Taichi wird vollständig eigentlich als „Taichi-Quan“ bezeichnet. „Quan“ bedeutet so viel wie „Faust“ oder „leere Faust“. Das weist darauf hin, dass die Bewegungen ihren Ursprung in den Kampfkünsten haben. Verkürzend hat sich aber der Begriff „Taichi“ (es gibt verschiedene alternative Schreibweisen, z.B. „Tai Ji“, „Taichi“ oder „Tai Chi“) durchgesetzt.
Die drei Aspekte des Taichi
Das Taichi vereinigt drei Aspekte in sich: den gesundheitlichen Aspekt, den meditativen Aspekt und den Kampfkunst-Aspekt.
Gesundheitlicher Aspekt:
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden Körper und Geist als untrennbare Einheit und Ganzheit gesehen. Krankheit (z.B. Rückenschmerzen oder Stress-Symptome) ist kein isoliertes Phänomen, sondern Ausdruck der gestörten Gesamtharmonie. Gesundheit kann demnach gefördert bzw. wiederhergestellt werden, indem die gestörte Gesamtharmonie gefördert bzw. wiederhergestellt wird.
Die Übungsweise des Taichi „bewegt“ sich in dieser Tradition. Die Haltungs- und Bewegungsweisen des Taichi wirken auf Gelenke, Muskeln, Atmung, Organe, Immun- und Nervensystem ausgleichend und harmonisierend. Parallel dazu fördern die dem Taichi zugrunde liegenden Prinzipien den Energiefluss (Qi-Fluss) im menschlichen Organismus (Qigong).
Meditativer Aspekt:
Meditation wird üblicherweise mit Meditieren in Ruheposition in Verbindung gebracht.
Man richtet, z.B. im Sitzen, seine entspannte Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auf die Prozesse in Körper, Geist und der den Menschen umgebenden Welt. Taichi schließt das ein, geht aber darüber hinaus: Taichi ist Meditation in Bewegung. Die Bewegung wird also zum Meditationsobjekt. In China wird der Effekt dieser Art der Meditation so formuliert: „Man empfängt die Stille und Ruhe durch die Bewegung.“
Kampfkunst Aspekt:
Viele Taichi-Übende wissen in den ersten Jahren ihres Praktizierens nicht, dass die Bewegungsabfolgen des Taichi Selbstverteidigungstechniken beinhalten. Man kann das Taichi auch ohne dieses Wissen gewinnbringend für sich einsetzen. Fortgeschrittenen verhilft die Beschäftigung mit dem Kampfkunst-Aspekt jedoch zu einem tieferen Verständnis von Taichi und damit auch einer tieferen Durchdringung des gesundheitlichen und meditativen Aspekts.
Taichi wird oft auch als „innere Kampfkunst“ bezeichnet. Es geht also nicht darum, einen Übungspartner mit roher Muskelkraft wegzustoßen oder zu besiegen. Taichi bietet ein Übungsfeld, um den konstruktiven und liebevollen Umgang mit sich selbst und anderen zu lernen.
Der Traditionelle Yang-Stil
Die Ursprünge des Taichi verlieren sich im Nebel von Mythen und Legenden. Erst ab dem 17. Jahrhundert sind Einzelpersonen historisch fassbar, die zumeist im Rahmen von Familientraditionen das Taichi weiterentwickelt und -getragen haben.
Im 18. Jahrhundert entstand innerhalb der Familie Yang der „Yang-Stil“.
Mit Yang Cheng-Fu (1883–1935) tritt der Yang-Stil aus der Familientradition heraus und wird in der Folge einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Dieser so genannte „Traditionelle Yang-Stil“ ist heute der am weitesten verbreitete Taichi-Stil.
Übungssystem und „Formen“ des Traditionellen Yang-Stils
Die „Formen“ bilden das Kernstück des Taichi-Übungssystems. Formen sind Abfolgen von Taichi-Bewegungen, die langsam, fließend und ohne Unterbrechung ausgeführt werden.
Daneben gibt es kleinere Einzelübungen, die mehr vorbereitenden Charakter haben bzw. die Grundprinzipien des Taichi vermitteln.
Kursangebot Taichi
Taichi-Qigong/Daoistische Übungen (Einsteiger und Fortgeschrittene)
Kleinere Qigong-Übungen, die speziell auf die Bedürfnisse des Taichi zugeschnitten sind. Diese Übungen führen in die Grundprinzipien des Taichi ein bzw. dienen der allgemeinen körperlich-geistigen Ausrichtung, Entspannung und Energiearbeit. Taichi-Qigong ist Bestandteil jedes Taichi-Kurses.
Die Kurzform des Traditionellen Yang-Stils (Einsteiger und Fortgeschrittene)
Die Kurzform bildet den idealen Einstieg in die „Taichi-Formenwelt“. Die Kurzform besteht aus Bewegungssequenzen der Langform und kann deshalb als „verkürzte Langform“ bezeichnet werden. Alle Taichi-Grundprinzipien können mit Hilfe der Kurzform erlernt werden. Der Übergang von der Kurzform zur Langform erfolgt organisch.
Die Langform des Traditionellen Yang-Stils (Fortgeschrittene)
Die Langform wurde von Yang Cheng-Fu (1883–1935) entwickelt und ist die bekannteste zeitgenössische Taichi-Form.
Push Hands/Tuishou (Fortgeschrittene)
Das Push Hands (oft auch „Tuishou“ genannt) übt die Taichi-Prinzipien im Rahmen von Partnerübungen ein. Im Push Hands wird der Kampfkunstaspekt des Taichi besonders deutlich. Das Push Hands lehrt, wie wir unser körperlich-mentales Gleichgewicht angesichts von äußeren Kräften, die auf uns einwirken, bewahren können. Es geht im Kern um konstruktive Interaktion mit anderen Menschen.
Schwertform des Traditionellen Yang-Stils (Fortgeschrittene)
Seit den Ursprüngen des Taichi werden auch Taichi-Waffenformen geübt. Die Schwertform gilt als die zentrale Waffenform innerhalb des Traditionellen Yang-Stils.
Literaturempfehlungen
Taichi im Studio Equilibrium seit 2010